Statements zur KV-Runde
Hilde Tragler, Betriebsrätin Magna, AK-Rätin Steiermark
Erhöhung unzureichend
Das Ergebnis im Metall-KV: Ist-Löhne plus 5,4 Prozent und Fixbetrag 75 Euro, KV-Löhne plus 7 Prozent.
Der Fachverband FMTI (Metallwarenindustrie) spitzte die Situation zu und legte den Gewerkschaften völlig inakzeptable Angebote vor. PRO-GE und GPA antworteten mit der Vorbereitung von Kampfmaßnahmen bis zum Streikbeschluss.
Nach zahlreichen Betriebsversammlungen und Betriebsrätekonferenzen wurde dann das eingangs erwähnte Ergebnis erreicht. Positiv ist der Fixbetrag, wodurch die unteren Ist-Löhne um bis zu 8,9 Prozent steigen. Völlig unzureichend hingegen ist die Erhöhung der KV-Löhne um 7 Prozent. Das habe ich in der Abschlussdebatte auch angesprochen.
Patrick Kaiser, Krankenpfleger und Personalvertreter, Klinikum Floridsdorf, AK-Rat (Ersatz) Wien
Keine wirklichen Verhandlungen
GÖD und Younion verhandeln gemeinsam mit Bund, Ländern und Gemeinden die Gehälter. So gratuliert dann auch für den Wiener Gesundheitsverbund der Dienstgeber „Stadt Wien“ der Younion zum Abschluss über magere 7,15 bis 9,41 Prozent ab 1.1.2023. Der Vorsitzende der Younion sitzt im Wiener Gemeinderat.
Übrig bleibt ein Abschluss unter der Inflationsrate mit nachhaltigen Reallohnverlusten für Mangelberufe der Daseinsvorsorge. Dieser Abschluss hat auch Folgen für soziale Berufe außerhalb des öffentlichen Dienstes, deren auch streikbereit verteidigte Verhandlungsbasis damit ein weiteres Mal gesunken ist.
Andreas Szinger, ÖBB Servicebüro Salzburg HBf, Vorsitzender GLBvida
500 Euro für alle
Aufgrund der hohen Teuerung forderte die Gewerkschaft vida Sonder- KV-Verhandlungen und 500 Euro im Monat für die Eisenbahnberufe.
Das Ergebnis nach einem 24-stündigen Warnstreik:
- Monatlich 210 Euro, die sich ab Juli 2023 auf 250 Euro und Dezember 2023 auf 280 Euro erhöhen.
- Im Februar 2024 werden die Löhne um die Inflationsrate, aber mindestens um 190 Euro erhöht.
- Damit bewarb die Gewerkschaft vida die Mitgliederabstimmung. Wir nehmen die 87-prozentige Zustimmung zur Kenntnis. Trotzdem zwei kritische Anmerkungen:
- Stufenweise 480 Euro sind keine sofortigen 500 Euro.
- Der Mehrjahresabschluss schmälert die Arbeitskampf-Möglichkeit für höhere Mindestlöhne.
Stefanie Breinlinger, Sozialarbeiterin, FAB Linz, GLB-Landesvorsitzende OÖ
Verpasste Chancen
Der KV-Abschluss für die Sozialwirtschaft brachte eine Gehaltserhöhung um durchschnittlich 8 Prozent (für untere Verwendungsgruppen bis 10,2 Prozent), mindestens aber um 175 Euro. Dieses Ergebnis bedeutet einen Reallohnverlust. Im Rahmenrecht wurden Umreihungen in höhere Verwendungsgruppen, bessere Anrechnung von Vordienstzeiten und eine Erhöhung des Zuschlags für kurzfristiges Einspringen erreicht.
Im Vorfeld engagierten sich viele Kolleg*innen an Aktionen und bekundeten bei Betriebsversammlungen ihre Streikbereitschaft. Mit Streiks hätte man mehr herausholen können. Im großen Verhandlungsteam stimmten rund ein Drittel der Betriebsrät* innen gegen den Abschluss.
Gerhard Wimmer, Betriebsrats- vorsitzender, EZA Fairer Handel, Köstendorf (Sbg)
„Wir sind kein Schnäppchen“…
…war der Slogan bei den Protestversammlungen Mitte November in Wien und Salzburg: Zehn Prozent Gehaltserhöhung forderte die GPA und ihre neue Chefverhandlerin Helga Fichtinger. Geworden ist´s dann doch ein „Schnäppchen“:
- Sieben Prozent Gehaltserhöhung, mindestens 145 Euro.
- Auch 2023 gibt es einen Reallohnverlust, keine sechste Urlaubswoche, keine Arbeitszeitverkürzung.
Trotzdem lassen diese KV-Verhandlungen leichten Optimismus aufkommen. Denn erstmals wurde sogar im Handel mobilisiert und ein Streikbeschluss getroffen. Die Forderung an die GPA muss jetzt sein: Kein Abschluss ohne vorhergehende Urab- stimmung!
Roland Steixner, Betriebsrat G4S Innsbruck
Teuerung frisst Lohnplus
Der Kollektivvertrag für das Bewachungsgewerbe ist vor dem Hintergrund der übrigen KV-Abschlüsse keineswegs der schlechteste.
Im Flughafensicherheitsdienst konnten schon im Vorfeld deutliche Lohnsteigerungen sichergestellt, die im neuen KV abgesichert wurden. Die niedrigst bezahlte Verwendungsgruppe (A-Wachdienst) verbuchte eine Lohnsteigerung von 9,3 Prozent.
Gleichzeitig ist festzuhalten: Das Ziel eines Mindestlohns von 2.000 Euro brutto für alle Verwendungsgruppen, wurde recht deutlich verfehlt. Und klar ist auch: Das nominelle Lohnplus wird durch die reale Teuerung aufgefressen.