Profite durch’s Sterben

Der Rüstungskonzern Rheinmetall lässt an 167 Standorten in 33 Ländern Profite erarbeiten, zwei davon liegen in Österreich. Die „Rheinmetall Waffe Munition ARGES GmbH“ in Schwanenstadt (OÖ) – die „über eine international herausragende Position im Bereich der 40 mm Munition“ verfügt – und die „Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH“ in Wien“. 2022 hatten Aktivisten in Wien das Werkstor blockiert, da dort auch Militärfahrzeuge, die an die Türkei geliefert wurden, hergestellt wurden.

700.000 Schuss pro Jahr

Kürzlich erhielt Rheinmetall den größten Auftrag der Firmengeschichte. 8,5 Mrd. Euro will die deutsche Regierung für Artilleriemunition der Düsseldorfer Waffenschmiede zur Verfügung stellen. Dafür wurde der Rahmenvertrag mit dem DAX-Konzern auf 8,5 Mrd. Euro erweitert. Gegenstand ist die Belieferung der Bundeswehr mit 155-mm-Geschossen. Die Munition hat eine Reichweite von 40 km und kommt im Ukrainekrieg zum Einsatz.

Vor dem Ukrainekrieg stellte das Unternehmen rund 70.000 Schuss Artilleriemunition jährlich her, 2025 sollen es 700.000 Schuss werden, 2027 sogar 1,1 Millionen Schuss. Dafür bekommt das Unternehmen 130 Millionen Euro Fördermittel aus der EU-Verordnung zur Förderung der Munitionsproduktion (Act in Support of Ammunition Production): „Die Munitionsproduktion gehört zu den Geschäftsfeldern mit den höchsten Renditen beim Düsseldorfer Rüstungskonzern“. (Die Welt, 28.4.2024)

Öko-Panzer

Dazu gibt es absonderliche Projekte. Im März 2021 – lange vor dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine – schrieb der „Kölner Stadtanzeiger“: „Rheinmetall will Öko-Panzer bauen“. Rheinmetall-Chef Papperger jubelte: „Wir haben ein erstes elektrisches Militärfahrzeug. Im nächsten Jahr planen wir ein Radfahrzeug mit Hybridantrieb“.

Der Konzern will bis 2035 die CO2-Neutralität im Konzern zu erreichen. Der Zynismus und die Verkommenheit des kapitalistischen Systems zeigt die „grüne“ Rüstungsindustrie. Denn Waffen und Waffensysteme sind niemals umweltfreundlich. Ihr Zweck ist die Zerstörung von Menschen, Wohnungen und Infrastruktur. In Kauf genommen wird als sogenannter „Kollateralschaden“ die Zerstörung von Umwelt und Klima.

Werk in der Ukraine

Rheinmetall will den Schützenpanzer Lynx jetzt auch in der Ukraine bauen. Eine entsprechende Absichtserklärung ist in Berlin am Rande der Wiederaufbaukonferenz unterzeichnet worden. Nach Angaben von Rheinmetall wird die Produktion von „Rheinmetall Ukrainian Defense Industry“ übernommen. Rheinmetall hält daran 51 Prozent, 49 Prozent gehören dem ukrainischen Staatskonzern UDI. Bestandteil ist auch Ausbildung, Wartung und Instandsetzung.

Mit Fußball zum Saubermann-Image“

Um sein mörderisches Produzieren rein zu waschen, wird nicht nur mit Elektro-Panzern auf dem Schlachtfeld geworben. Ende Mai wurde bekanntgegeben, dass der deutsche Bundesligaklub Borussia Dortmund eine Sponsorenpartnerschaft mit Rheinmetall eingeht. Werbung für den Rüstungskonzern wird in Zukunft auf den Banden im Westfalenstadion zu sehen sein. Im Gegenzug bekommt der BVB mehrere Millionen Euro. Der fünftgrößte Fußballverein der Welt will dem Rüstungskonzern dazu verhelfen, sein Image zu polieren und sich in der Gesellschaft als anerkanntes Unternehmen zu etablieren. Das Paradebeispiel für dieses abscheuliche Sportswashings haben wir bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar erlebt.

Fans von Borussia Dortmund haben beim Champions-League-Finale gegen Real Madrid mit Transparenten „Rheinmetall: Mit dem Fußball zum Saubermann-Image“ gegen den Deal ihres Clubs mit dem Rüstungskonzern protestiert. Und Rheinmetall wird auch den Eishockeyverein Düsseldorfer EG sponsern und als „Premiumpartner“ bei dessen Heimspielen für sich werben.

Krieg brachte 60 Prozent Umsatzplus

Beides kann sich der Konzern locker leisten. Die über 30.000 Beschäftigten erarbeiteten den Aktionären ein operatives Ergebnis von fast einer Mrd. Euro. Durch die Aufträge der kriegsgeilen Regierungen wurde der Umsatz 2023 von 5,7 auf 7,2 Milliarden Euro gesteigert. Der Umsatz der gesamten Gruppe soll bereits im laufenden Jahr auf 28 bis 36 Mrd. Euro steigen, berichten die VDI-Nachrichten. „Selbst wenn letztlich nur ein mittlerer Wert im angepeilten Korridor erreicht würde, entspräche das einer Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr von rund 60 Prozent“.

Institutionelle Anleger

Am 31. Dezember 2023 befanden sich die Aktien der Rheinmetall AG, die schon im Deutschen Kaiserreich gegründet wurde, zu 66 Prozent im Besitz von institutionellen Anlegern (37 Prozent aus Nordamerika, 21 Prozent aus Europa und 8 Prozent aus dem Rest der Welt) und zu 23 Prozent im Besitz von Privataktionären. Größter Aktionär ist BlackRock, dann folgen die französische Bank Societe General, Goldman Sachs, UBS. Sozialökologischer Umbau ist dringend notwendig.

Anne Rieger ist Mitglied im erweiterten Bundesvorstand des GLB

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