Mit rigiden Methoden

Die schrille Werbung der „Familie Putz“ kontrastiert mit dem Schweigen der Eigentümerfamilie Seifert des Möbelkonzern XXXLutz.

Ein Beitrag von Leo Furtlehner

Aus dem 1945 von Gertrude Seifert (unter deren Mädchennamen Lutz) gegründeten Möbelverkauf in Haag am Hausruck wurde ein Multi mit sechs Milliarden Euro Umsatz in 370 Möbelhäusern in 14 Ländern und 27.000 Beschäftigten. Mit der Übernahme der 140 Standorte des deutschen Möbelhauses Porta kommt eine weitere Milliarde Umsatz dazu.

Richtig groß wurde XXXLutz unter der Regie des späteren ÖVP-Finanzministers Hans Jörg Schelling. Dieser zerkrachte sich 1992 mit den Bossen des Möbelkonzerns Kika/Leiner, wechselte zu XXXLutz – und eliminierte bis 2002 neben zahlreichen Möbelhäusern auch Kika/Leiner als Konkurrenz. Mit der Übernahme von Home24 und Moebel.de wurde die Präsenz auch im Netz gesichert, analog mit Mömax und Möbelix die Diskont-Schiene. Heute läuft in der Einrichtungsbranche ohne XXXLutz faktisch nichts mehr. Man setzt im Firmennamen ebenso auf Gigantonomie wie mit dem 35 Tonnen schweren roten Werbe-Stuhl und penetranten TV-Spots.

Stoff für Spekulationen

Die Eigentümer haben ihre Kohle über eine schlichte Kommanditgesellschaft in zwei Privatstiftungen gebunkert. Die Finanzen des Multis sind „steter Stoff für Spekulationen“ und werden von einer „gewissen Mystik“ umgeben, vor allem was dahinterstehende Banken betrifft. Die mittlerweile dritte Generation gibt sich „international geformt“, jedoch „hemdsärmelig und bescheiden“.

Die Familie agiert im Stil einer „ehrenwerten Gesellschaft“ im Hintergrund, es gibt keine Fotos, bei Eröffnungen halten sie sich im Hintergrund. Bekannt ist, dass die Seifert-Söhne Andreas und Richard als gelernte Anwälte ein „rigides, finanziell getriebenes Management“ pflegten und „Bulldozern gleich“ zweiwöchentlich Zahlen kontrollierten und nicht entsprechend erfolgreiches Personal zwangen Stunden abzubauen, die Filiale – oder gleich den Job – zu wechseln.

Rigides Management

Brutal agiert XXXLutz nicht nur gegen das eigene Personal, sondern auch gegen die Lieferanten. So werden bei Portas gleich 20 Prozent der Personalkosten und die Konditionen für Lieferanten gestrichen. Während Ikea exklusiv mit guten Margen für sich fertigen lässt und Partner dafür ihre Bilanzen offenlegen müssen, verlangt XXXLutz über den Einkaufsverband Giga zusätzliche Preisnachlässe und macht diese „völlig erpressbar“.

Jan Kurth, Chef der deutschen Möbelindustrie konstatiert eine „bedrohliche Größe“. Solche Kritik weist man lässig vom Tisch und sieht von Marktkonzentration keine Spur. Rabattaktionen in Permanenz wären ohne völlig überhöhte Preise wohl aber nicht möglich. Für die Kosten der Party zum 80-jährigen Jubiläum des Möbelmultis werden also neben dem Personal die Lieferanten aufkommen müssen.

Steuerflucht nach Malta

Bekannt ist XXXLutz auch als Steuerflüchtling. Jahrelang wurden die Profite über steuerschonende Strukturen nach Malta verlagert, wo es immer noch eine Briefkastenfirma gibt. Laut den Malta-Files wurden zwar formell 35 Prozent Körperschaftssteuer auf Gewinne eingehoben, davon aber 30 Prozent rückerstattet, wodurch laut Mediapart anderen EU-Staaten jährlich zwei Milliarden Euro Steuern entgingen. Keine Scheu hatte XXXLutz hingegen, 42 Millionen Euro Corona-Hilfe nach dem Kurz-Motto „Koste es, was es wolle“ zu kassieren.

Als Teufelszeug gilt hingegen bei XXXLutz die gesetzlich legitimierte Institution eines Betriebsrates. Als 2022 ein engagierter Mitarbeiter einen solchen gründen wollte, kündigte ihm der Möbelriese. Später bot ihm ein Geschäftsführer am Tisch eines Fast-Food-Lokals rund 120.000 Euro für den Verzicht auf das Vorhaben. Ein Beispiel mehr, dass für gewisse Eigentümer ihr Unternehmen als demokratiefreie Zone gilt.

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