Klassenkampf von oben
Ein Buchtipp
Die Autor*innen geben als Ausgangslage an, dass die herrschende Klasse in Österreich darauf bedacht wäre, ihre Einflussnahme und Klassenpolitik möglichst unbemerkt und verschleiernd zu betreiben. Dem muss man zwar nicht uneingeschränkt zustimmen. Das Hauptanliegen gelingt jedoch recht gut: Das Buch will offen legen, mit welchen Strategien und rhetorischen Mitteln die herrschende Klasse die Diskurse beeinflusst und Politik für die eigenen Klasseninteressen und gegen die arbeitende Klasse macht.
In zehn Kapiteln widmen sich Strobl und Mazohl wichtigen Kampffeldern: Arbeitszeit, Arbeitslosigkeit, Armut, Bildung, Einkommen, Gesundheit, Klima, Pensionen, Wohnen und Reichtum. Die Autor*innen bereiten die wirtschafts-, gesellschafts- und sozialpolitischen Zusammenhänge verständlich und kompakt auf und untermauern ihre Analysen mit anschaulichen Grafiken.
Betrachtet man die Daten, wartet manch erschreckende Erkenntnis. Am Ende jeden Kapitels gibt es ein Quellenverzeichnis zum Vertiefen. Vieles basiert auf den Analysen von „Arbeit und Wirtschaft“, so kommt einem auch die Position zur Frage des gesetzlichen Mindestlohns allzu bekannt vor.
Auch wenn Vieles inhaltlich nicht gänzlich neu oder sogar bekannt erscheint, trägt das benutzerfreundliche Buch doch zu mehr Klarheit bei, führt wichtige Argumentationsstränge zusammen und beleuchtet wesentliche Zusammenhänge. Es kann helfen, für die kommunikativen Strategien der Eliten sensibilisierter zu werden und ihnen etwas entgegenzusetzen. Apropos – was ist mit Klassenkampf von unten? Das wäre eine aktuelle Betrachtung wert. Ob man dies dem ÖGB überlassen möchte, darf jedoch bezweifelt werden.
- Natascha Strobl/Michael Mazohl, Klassenkampf von oben: Angriffspunkte, Hintergründe und rhetorische Tricks. ÖGB-Verlag, 2022, inklusive E-Book.
Stefanie Breinlinger