Hauptsache Dividende

„Wir sind Volkswagen – ihr seid es nicht!“ riefen die Beschäftigten von VW bereits im September dem Management zu, als Oliver Blume, Konzernchef von VW, den Haustarifvertrag kündigte.

Nun planen die Handlanger der Aktionäre, mindestens drei deutsche Werke zu schließen und Zehntausende Jobs zu vernichten. Das teilte Daniela Cavallo, Vorsitzende von Gesamt- und Konzernbetriebsrat bei VW, am Montag den Beschäftigten mit. Außerdem habe der Vorstand vor, „alle dann noch verbleibenden Werke hierzulande zu schrumpfen“. Das hieße konkret Produkte, Stückzahlen, Schichten und ganze Montagelinien zu streichen. „Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher.“ Deswegen hatten die Betriebsräte aller deutschen Werke auf Infoveranstaltungen über die Planungen des Vorstand berichtet, mit denen eine Milliardenbetrag an den deutschen Standorten der Kernmarke VW zu Lasten der beschäftigten gekürzt werden soll.

Die Vorstände trauten sich nicht zu einer Stellungnahme, die Wut der Beschäftigten war greifbar. Sie schickten eine „Sprecherin des Vorstands“ vor, die erklärte: „Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen rund um die vertraulichen Gespräche mit der IG Metall und dem Betriebsrat“. Das „Handelsblatt“ hatte zuvor berichtet, VW fordere in der derzeit laufenden Tarifrunde eine Kürzung des Haustarifs um zehn Prozent sowie Nullrunden in den Jahre 2025 und 2026.

Während fünf Milliarden bei den Beschäftigten gekürzt werden sollen, hat VW dieses Jahr 4,5 Milliarden an Dividenden an seine Aktionäre ausgeschüttet. Darunter befinden sich die Familien Porsche und Piech. Über sie schrieb trend.at im Juli vergangenen Jahres:

„Die Familien Porsche und Piëch kontrollieren von ihrem Stammsitz in Zell am See aus ihr Automobil-Imperium und zahlreiche weitere Beteiligungen. Mit einem Vermögen von rund 38,8 Milliarden Euro führt der Clan das trend-Ranking der 100 reichsten Österreicher an,“ Damit gehörten sie zu den reichsten und einflussreichsten Familien in Europa.

Jetzt fordert VW neue staatliche Kaufprämien für Elektroautos. So wollen die VW-Vorstände aus Steuermitteln ihre Marktanteile gegenüber der Konkurrenz behaupten. Aber „der Absatzrückgang bei VW resultiert aus gesättigten Märkten und einer Produktstrategie mit Orientierung auf große und teure Autos – die Profitrate ist dabei höher. So ist zu erklären, dass der Gewinn stieg, obwohl der Absatz an Fahrzeugen sank. Die Überkapazitäten will der Konzern jetzt loswerden. Kritiker monieren schon lange, dass Volkswagen keine kleinen und preiswerten Fahrzeuge im Programm hat und die Mobilitätswende nicht angeht. Volkswagen hat in den zurückliegenden Jahren staatliche Subventionen in Milliardenhöhe erhalten, ohne dass der öffentliche Einfluss auf das Unternehmen stieg, ohne dass das am Unternehmen beteiligte Land Niedersachsen Einfluss auf die Strategie genommen hätte“ schreibt Stephan Krull, ehemaliges Betriebsratsmitglied bei VW.

„Unser Ziel muss sein, dass die Beschäftigten über die Produktion entscheiden. Die Beschäftigten müssen zu Miteigentümern der Betriebe werden“, so Carsten Büchling vom Betriebsrat aus Kassel. Das ist der richtige Weg. Denn ein Management, dem nur Abbau von Arbeitsplätzen einfällt, wird nicht gebraucht. Drastische Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich und Überlegungen die Mobilitätswende mit Konversion zu begleiten, würde sich auch positiv auf den Handwerker und Bäcker vor Ort, aber auch in der Zuliefererindustrie im übrigen Europa auswirken.

Nicht nur für VW gilt, die Beschäftigten sollen (mit)bestimmen, WER, WAS, WANN, WO, WIE und WIEVIEL produziert. Denn die Auswirkungen – positiv oder negativ – der kommenden Kämpfe der VW-Beschäftigten werden in Österreich und im übrigen Europa zu spüren sein. Unterstützen wir die VW Beschäftigten jetzt – mit Soli-Erklärungen – vielleicht sogar mit Soli-Besuchen.

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