GLB-Regionalgruppe gegründet

Anne Rieger interviewte die Vorsitzenden.

Am 24. September 2020 trafen sich Mitglieder des GLB aus Graz und Graz-Umgebung zur Bezirkskonferenz und gründeten eine Regionalgruppe.

Die Sozial- und Berufspädagogin Brigitte Syen wurde zur Vorsitzenden, der LKW-Fahrer Şener Edepali zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Anne Rieger führte mit den beiden Vorsitzenden ein Gespräch wie sie die vor ihnen liegenden Aufgaben anpacken wollen.

Rieger: Als erstes interessiert unsere Leser*innen, wer ihr seid, eure berufliche und politische Arbeit, wie ihr zum GLB gekommen seid.

Syen: Ich arbeite seit vielen Jahren mit Menschen im AMS Kontext, aktuell mit Menschen 50plus, die aufgrund ihres Alters aus dem ersten Arbeitsmarkt rausgeflogen sind. Sie berichten über prekäre Arbeitsverhältnisse, nicht bezahlte Überstunden und Diskriminierung am Arbeitsplatz und Wert zu schätzen was sie geleistet haben. Ihnen Mut machen sich noch einmal dieser Herausforderung zu stellen, ist mein Job. Ich lerne viel von ihnen.

Irgendwann aber war der Punkt erreicht, in dem ich mir sagte: Es muss doch eine Lobby geben, die sich für die Rechte dieser Menschen einsetzt. In meiner Freundschaft mit Kurt Luttenberger haben ich öfter mit ihm darüber geredet. Und da hat er mich gefragt, ob ich nicht aktiv werden möchte.

Ich habe dann bei der letzten Arbeiterkammer-Wahl für den GLB kandidiert. Und war in meiner Firma sehr erfolgreich. Der GLB ist für mich das Sandkorn im Getriebe von ÖGB und AK – das es gilt zu stärken.

Edepali: Ich bin seit 2005 bei der KPÖ Mitglied, bei einigen Veranstaltungen und Aktivitäten dabei gewesen. Da hat Georg Erkinger mich angeredet, ob ich Interesse hätte, mit zu machen. Ich habe zu wenig Erfahrungen, aber ich will mitwirken und auch etwas dazu lernen.

Rieger: Eine Regionalgruppe gab es schon lange nicht mehr beim GLB Steiermark. Welche Ziele habt Ihr Euch gesetzt?

Syen: Wir wollen eine Plattform schaffen, wo die Menschen mitarbeiten können. Einmal im Monat soll es einen offenen Stammtisch geben, wo sich Menschen treffen, die sich für mehr Rechte am Arbeitsplatz und mehr Mitspracherecht im ÖGB und der AK wünschen, sich informieren, austauschen und Referent*innen einladen. Es soll auch gemütliche Treffen geben. Zum Beispiel wollten wir zum Maroni Braten einladen, mussten das aber leider Covid-bedingt wieder abblasen.

Wir hoffen sehr, dass wir spätestens im Februar 2021 unsere regelmäßigen Treffen abhalten können. Eine Facebookseite haben wir auch. Natürlich ist es uns wichtig, auch in die Betriebe zu kommen, mit den Mensch vor Ort reden; sobald das wieder möglich ist werden wir das tun. Ich möchte mich schwerpunktmäßig im Sozialbereich einbringen, aber auch der Kinder-Betreuungsbereich ist mir ein wichtiges Anliegen – da liegt auch so einiges im Argen.

Edepali: Es ist sehr wichtig, den GLB Graz/Graz Umgebung aufzubauen. Wir gehen jetzt Schritt für Schritt. Probleme gibt es genug in der Kurzarbeit. Ich kann denen helfen, die aus der Türkei kommen und ihre Rechte nicht so kennen, weil sie die Sprache nicht beherrschen, sich unterdrückt fühlen.

Ein Beispiel: Ein Kollege hat mich angerufen, er gehört zur Risikogruppe, hörte von der Möglichkeit von Freistellungen für Risikogruppen. Ich habe das raus geforscht, mit Georg telefoniert; dem Kollegen die Möglichkeit erklärt. Er hat sich an die Firma gewendet, durfte zu Hause bleiben, erhielt vom Arzt eine Bestätigung, bekam 80 oder 90 Prozent. Für diese Menschen ist das sehr wichtig.

Syen: Je offener wir unsere Treffen gestaltet, umso leichter erreicht man Menschen. Es braucht eine starken GLB, um die Glaubwürdigkeit zu stärken. Ich bin selbst auch ein Freigeist und tu mir mit starren Strukturen eher schwer.

Viele sind enttäuscht vom ÖGB. Zu dem Verein geh ich sicher nicht, höre ich häufig, bei euch würde ich aber schon mitmachen. Ich will niemanden ausgrenzen. Mein Zugang ist, dass Menschen selbst merken, wenn sie in der Arbeitswelt etwas verändern wollen, kommen sie an der Gewerkschaft nicht vorbei. Aber ich will es nicht von vornherein zur Voraussetzung machen. Dann werden wir nicht erfolgreich sein.

Rieger: Wie gehst du damit um?

Syen: Natürlich ist es wichtig in der Gewerkschaft zu sein, auch wenn mir vieles nicht schmeckt. Auch die Arbeit der Betriebsrät*innen sollte viel mehr ins Rampenlicht gestellt werden. Wenn mir aber Dienstnehmer*innen nicht sagen können wie ihre Betriebsrätin heißt und was die eigentlich – außer eine Weihnachtsfeier zu organisieren – noch macht, läuft was schief in dem System. Ich bin eine gute Beobachterin und Zuhörerin, kann aber auch „Beißen“, wenn sein muss.

Edepali: Es gibt diesen Spruch: Nur gemeinsam sind wir stark. Die Rechte, die damals unsere Vorfahren erkämpft haben, die Rechte muss man wirklich verteidigen und für neue Rechte auch kämpfen. Das kann man nur zusammen machen. Gut, dass jemand die Interessen der Arbeitnehmer*innen vertritt. Da braucht man einen starken GLB, der auch von der KP unterstützt wird.

Rieger: Danke für das Gespräch.

Infos: glb-kpoe.at/kontakt/ und facebook.com/GLBgrazundumgebung

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