Ein Oligarch als Retter?

2021 wurde der nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in „Seiteblicke“-Events umtriebige Investor Siegfried Wolf in Steyr und Oberösterreich als Retter gefeiert, als er mit seiner ASW Beteiligungsverwaltung – hinter der die Wolfs ASW Privatstiftung steht – das vom VW-Konzern zum Abschuss freigegebene MAN-Werk in Steyr um einen symbolischen Euro übernahm und unter dem Firmennamen Steyr Automotive eine großartige Zukunft versprach. Kurz vor dem Verkauf hatte MAN noch rasch 633 Millionen Euro Dividende aus dem Werk in Steyr gesaugt.

Die Ernüchterung folgte alsbald: Der Personalstand wurde sukzessive von 2.000 auf tausend reduziert. Bis Mitte 2023 wurden in Oberösterreich noch Lkw und Komponenten für MAN gefertigt. Doch die als Kooperation mit dem GAZ-Konzern des russischen Oligarchen Oleg Deripaska geplanten Nutzfahrzeug-Pläne zerschlugen sich mit Russlands Überfall auf die Ukraine und den folgenden EU-Sanktionen. Ausgefallene Lieferungen von Kabelbäume aus der Ukraine schafften zusätzliche Probleme. Stattdessen wollte Wolf eigene Nutzfahrzeuge unter der Marke „Steyr“ auf den Markt bringen.

Für das schwedische Elektro-Lkw-Startup Volta wurden ab April 2023 Trucks sowie Lkw-Aufbauten in Steyr gefertigt, 14.000 Fahrzeuge pro Jahr waren geplant. Doch Volta Trucks schlitterte im Herbst 2023 in die Insolvenz, ein schwerer Rückschlag für Steyr.

Als Neuanlauf verkündete Steyr-Automotive im September 2024 bei der Transport-Messe in Hannover eine Kooperation mit dem chinesischen Unternehmen SuperPanther zur Entwicklung des e-LKW „eTopas 600“ mit einer Reichweite von 500 Kilometern für den europäischen Markt ein, der ab 2025 in Serie gehen soll.

Dass der Austro-Oligarch Wolf keineswegs uneigennützig handelt wurde deutlich als im Oktober 2024 bekannt wurde, dass er sich – mit Verweis auf einen Bilanzgewinn von 134 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2022, allerdings nur sechs Millionen Euro 2023 – 107 Millionen Euro als Profit auszahlen ließ (Standard, 10.10.2024).

Vorausgegangen waren dem mehrfache Kündigungswellen. Nach der Anmeldung von 70 Beschäftigten im März 2023 wurden im September 2023 wegen schleppender Auftragsübernahmen durch Volta Trucks weitere 260 Beschäftigte in Steyr zur Kündigung angemeldet. Im Sommer 2024 wurden weitere 200 Beschäftigte freigesetzt, weil die Produktion „quer über alle Geschäftsfelder um 20 Prozent eingebrochen“ war (ORF, 31.7.2024).

Geschäftsführer Florian Mayrhofer verweist auf eine 45-prozentige Eigenkapitalquote und seit 2021 getätigten Investitionen von 100 Millionen Euro – vorwiegend für den Aufbau von Müllfahrzeugen unter der Marke „MUT“ (OÖ, 10.10.2024). Durch Wolfs Abkassierung von 107 Millionen Euro das allerdings nicht nur relativiert, sondern macht auch deutlich, dass es der Praxis des realen Kapitalismus entsprechend um Profitmaximierung geht um Kapiteleigentümer wie Wolf noch reicher zu machen.

Wolf war von 1995 bis 2010 in Führungspositionen des Magna-Konzerns von Frank Stronach und kurzfristig von 2014 bis 2015 als Aufsichtsratschef der Staatsholding ÖIAG tätig, bevor er selbst als Investor und Oligarch agierte. Bekannt geworden ist er vor allem durch seine Affinität zum Putin-Regime und Geschäftsbeziehungen mit Russland. Auch war er in die diversen Korruptionsaffären der ÖVP – Stichwort Schmidt-Chats – involviert.

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