Editorial

Diese Ausgabe legt die Schwerpunkte auf Frauenpolitik, Arbeitszeit sowie Arbeitszeitverkürzung. Seit der Einführung der 40-Stunden-Woche vor 50 Jahren kam es in Österreich zu keiner Arbeitszeitverkürzung mehr. So wichtig Arbeitszeitverkürzung ist, so viele Einwände, Vorurteile und Befürchtungen ruft es auch hervor. Uns ist es ein Anliegen, die Diskussion darüber wieder anzufachen und das Thema aus verschiedensten Perspektiven zu beleuchten.

Genauso wichtig ist es, über Arbeitszeit-Regelungen zu sprechen und auch Arbeit und Gerechtigkeit abseits der Lohnarbeit zu thematisieren. Denn die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit, die Verwendung von Zeit und soziale Absicherung sind sehr stark verbunden mit der ungleichen Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern.

Hausarbeit, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, Mental Load: Laut der Zeitverwendungsstudie 2023 leisten Frauen pro Tag durchschnittlich 1,5 Stunden mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Insgesamt ist mehr als die Hälfte der gesamten Arbeitszeit von Frauen unbezahlt, während bei Männern dies ein Drittel ist. Damit bleibt Frauen nicht nur weniger Zeit für Freizeitaktivitäten, soziale Kontakte und Erwerbsarbeit, sondern auch weniger Geld. Frauen sind häufig unfreiwillig in Teilzeit, um alle Aufgaben schultern zu können, weil sie keine Möglichkeiten der Kinderbetreuung haben oder es schlicht keine Vollzeit-Jobs gibt.

Österreich nimmt innerhalb der EU den zweitschlechtesten Platz beim gender pay gap ein – Frauen verdienen durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. Die Lohntransparenzrichtlinie der EU muss zügig umgesetzt werden, sie bietet einen Hebel für Einkommensgleichheit, denn Unternehmen müssen Löhne, Gehälter, Boni und Zuschläge transparent machen, die Unterschiede in den Einkommen erklären und beheben.

Gerade weil angesichts der geplanten Budgetkürzungen drastische Einschnitte im Sozial- und Gesundheitsbereich, in der Bildung uvm drohen, sollen in dieser Ausgabe auch positive Ausblicke und Visionen Platz haben, für die es sich lohnt, gemeinsam zu kämpfen.

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