Auch Zivis und Freiwillige
Heike Fischer über systemrelevante Berufe
Es dauerte, sich in den Kollektivverträgen der Gesundheits- und Sozialberufe auf eine „Corona-Prämie“ von 500 Euro zu einigen. Unklar war zunächst, welche Berufsgruppen diese Prämie für welche Leistungen und in welchem Umfang erhalten sollten.
Welche Berufe im Gesundheits- und Sozialbereich sind überhaupt „systemrelevant“? Eine eindeutige Definition dazu gibt es nicht. Mittlerweile ist dies aber klar in den meisten Kollektivverträgen festgelegt und auf betrieblicher Ebene wird mit der Erfassung der entsprechenden Leistungen begonnen, um die Umsetzung der Auszahlung auch fristgerecht tätigen zu können. Das ist gut so.
Allerdings wird jetzt erst festgestellt, dass für die nicht wenigen regulär arbeitenden Zivildienstleistenden, Langzeitpraktikant*innen und vor allem junge Frauen, die sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden haben, die Kollektivverträge nicht gelten.
Faktisch für ein Taschengeld haben diese Menschen die professionell Beschäftigten tatkräftig bei der Aufrechterhaltung des Betriebes insbesondere im stationären Wohn-, Betreuungs- und Pflegebereich unter- stützt.
Auch weitab der Corona-Krise leisten diese jungen Menschen einen wesentlichen Beitrag, um den Alltag in Wohngruppen für junge oder alte Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf mitzugestalten und personell abzusichern. Ohne sie würde es in vielen Betrieben gar nicht mehr gehen.
Machen wir uns also stark, um auch diese Leute zu belohnen. Sie haben es redlich verdient, auch wenn ihnen kaum irgendjemand freiwillig eine Prämie zahlt. Auch wenn sie nicht in den Geltungsbereich eines KV fallen, können wir als engagierte Beschäftigte Geschäftsführungen und Arbeitgeberverbände dazu ermuntern und auffordern, hier Fairness und Dankbarkeit zu zeigen.
Heike Fischer ist Diplompädagogin und Betriebsratsvorsitzende im Diakonie Zentrum Spattstraße und GLB-Landesvorsitzende in OÖ