Ang´schmiert sama!
Die GPA, die Gewinnerin im Reigen der schlechtesten KV-Abschlüsse
Nach den Gehaltsabschluss im Öffentlichen Dienst kannte man annehmen, dass GÖD und younion das Rennen um den schlechtesten Lohnabschluss gewonnen haben. Aber die GPA setzte bei den Handelsangestellten noch einen drauf. Dieser KV brachte einen Abschluss mit einem halben Prozent unter der rollierenden Inflation.
Selbst nach diesem „miesem Weihnachtsgeschenk“ versuchte die GPA-Chefverhandlerin Veronika Arnost den Abschluss noch gut zu reden. Sie findet zwar, dass es keinen Grund für einen übertriebenen Jubel gibt, aber die Aussicht auf eine nachhaltige Gehaltsentwicklung (?!?). Wenn sie dieser Meinung ist, dann Urabstimmung um festzustellen ob die Mitglieder gleicher Meinung sind.
Der Handel ist eine sogenannte Frauenbranche. Die Löhne und Gehälter sind somit ohnehin schon mager ausgestattet. Die Mindestgehälter werden durch aufgezwungene Teilzeitarbeit noch deutlich geschmälert. Etwas nachhaltig wäre es da, wenn die GPA im nächsten Jahr auf die Hälfte des Gewerkschaftsbeitrags verzichtet. So könnte das mißglückte Verahndlungsgeschick mit einem halben Prozent unter der Inflation abgefedert werden. Denn eine “Aussicht auf Nachhaltigkeit” macht nicht satt. Es wird jeder Cent benötigt – nicht morgen, nicht übermorgen oder im nächsten Jahr, sondern heute und jetzt!
Die Facebook-GPA-Veröffentlichung verursachte einen Shitstorm entäuschter Mitglieder. “Eine Bankrotterklärung der Gewerkschaft”, “Verrat an den Mitglieder, die jetzt scharenweise davonlaufen werden”, “Noch schlechter hätte man’s nicht mehr machen können” oder “Absolute Frechheit die unterbezahlten Handelsangestellten unter den privilegierten Beamten (3.5%) abzuschließen” sind nur einige der wütenden Kommentare.
Die Verhandler:innen setzen dagegen auf das No-Go der Schuld- und Opferumkehr. Beispielshaft dafür ist die oö. FSG-AK-Rätin Sabine Eiblmaier. Sie kontert „an alle, die uns hier beschimpfen. Ich hoffe, ihr ward alle bei den Betriebsversammlungen und bei den Kundgebungen in Linz und Wien! Von der Couch aus Erwartungen zu haben und selber nichts beitragen.”
Haben „unsere sozialdemokratischen Gewerkschaftsoberen“ vergessen, dass sie mit ihrer unabdingbaren Sozialpartnerschafts-Hörigkeit Mobilisierung und Kampfkraft ständig geschwächt haben? Den Handelsangestellten wird seit Jahrzehnten vieles zugemutet. Zum Beipiel das Durchbrechen der Feiertagsruhe am 8. Dezember oder das Zulassen der langen Einkaufssamstage. Bei all diesen Verschlechterungen wurde auf Kompromiss und „nachhaltiger Entwicklung“ statt auf kämpferischen Abwehrwillen gesetzt. Bleibt die Ankündigung der GPA-Chefverhandlerin Arnost, dass der Doppelabschluss ein Zeitfenster für wichtige Reformen im Rahmenrecht bildet. Eine Trendumkehr oder ein Drohung für weitere Verschlechterungen?
Josef Stingl (der stv. Bundesvorsitzender war jahrelang als Betriebsrat im Handel aktiv)