Amazon vor der Haustür
Expansion des Online-Riesen in Graz.
Amazon hat Kurs auf Graz genommen. Nach Großebersdorf (NÖ) 2018 soll am Liebenauer Gürtel auf acht Hektar Fläche ein Verteilzentrum für die Steiermark und das südliche Burgenland entstehen.
Aus Sicht der örtlichen Bevölkerung eine Katastrophe, für den stationären Handel ein Tiefschlag und verkehrspolitisch äußerst problematisch. Nicht von ungefähr kommen Vorbehalte gegenüber dem Betreiber, der für Steuertricks und wenig arbeitnehmerfreundliche Praktiken bekannt ist.
Der Plan sieht zwei bis zu 14 Meter hohe Hallen vor: eine Lager- und Logistikhalle sowie eine viergeschossige Hochgarage für 960 (E-)Transporter. Dazu kommen 280 Mitarbeiter*innenparkplätze im Freien.
An sechs Tagen sollen rund um die Uhr Pakete sortiert und ausgeliefert werden. Die Anlieferung erfolgt in der Nacht durch rund 40 Lkw und Transporter. In dieser Zeit findet auch das Hauptgeschäft in der Sortierung statt. Bis zu maximal 300 Mitarbeiter*innen sollen beschäftigt sein.
Betrieb rund um die Uhr
Hintergrund der Expansion ist unter anderem der Ausbau des Same- Day-Delivery, also der Zustellung der Ware noch am Tage der Bestellung. Faktum ist, dass das Areal als Gewerbegebiet gewidmet ist und auch ein gültiger Bebauungsplan vorliegt.
Dieser sieht unter anderem vor, dass hin zu den Siedlungen am Esserweg und in der Messendorferstraße ein drei Meter hoher begrünter Erdwall zu errichten ist. Dazu kommen rund 50 Laubbäume quasi als Grün- Garnierung zwischen den Parkplätzen.
Hoffen auf UVP
Derzeit läuft ein Feststellungsverfahren für eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durch das Land. Ist diese erforderlich, werden die Verfahren gebündelt und der Bauwerber muss von vornherein umfangreiche Lärm- und Emissionsgutachten vorlegen. Das ist einigermaßen zeitaufwendig.
Das Grundstück befindet sich im Luftsanierungsgebiet, weshalb hier strengere Maßstäbe anzulegen sind. Kommt es zu keinem UVP-Verfahren, sind nur die einfachen Verfahren der Bau- und Betriebsbewilligung durchzuführen. Letzteres böte theoretisch noch die Möglichkeit, eingeschränkte Betriebszeiten vorzuschreiben.
Anwohner*Innen allein gelassen?
Die Anwohner*innenschaft war schockiert, als die Amazon-Pläne Ende Jänner bekannt wurden. Am Esserweg und in der Messendorferstraße ist man überzeugt, dass die vorgeschriebenen Lärmschutzmaßnahmen nicht ausreichend sind, und auch die Lichtemissionen durch den 24-Stunden-Betrieb unzumutbar sein werden. Eine Unterschriftenaktion wurde gestartet.
Im Landtag wurde von der KPÖ eine dringliche Anfrage gestellt, in der eine UVP und ein Schulterschluss aller Parteien gegen die Verdrängung des heimischen Handels durch global agierende Online-Konzerne und den Austausch von regulären Arbeitsplätzen durch prekäre Arbeitsverhältnisse und Scheinselbstständigkeit gefordert wurde.
Quelle: Stadtblatt der KPÖ-Graz