On Strike

Mitte November 2024 rief die kanadische Gewerkschaft 55.000 Postarbeiter:innen (Canadian Union of Postal Workers – CUPW) zum landesweiten Streik auf.

Ein Bericht von Anne Rieger vom Arbeitskampf der kanadischen Postler:innen

Sie fordern Lohnerhöhungen, die die Preiserhöhungen ausgleichen, kämpfen für Rentenschutz, sichere Arbeitsbedingungen und gegen Prekarisierung. Nach knapp fünf Wochen, kurz vor Weihnachten, erließ die Regierung ein Streikverbot bis 22. Mai 2025.

Der Kampf der Postarbeiter:innen richtet sich auch gegen die Privatisierung der Post, die vor allem von der Regierung vorangetrieben wird. In öffentlichen Debatten wird Amazon als Vorbild genannt, Gewerkschaftsfeind und Triebkraft der Prekarisierung. Unter Preisdruck geraten, hatte die kanadische Post bereits Teile verkauft. Die Postarbeiter:innen hatten auch dagegen protestiert. Es wächst die Erkenntnis, dass man gegen diese Tendenzen auch streiken muss und kann.

Die Gewerkschafter:innen haben Klassenkampferfahrung: 1974 bestreikten sie die Post bis zum national geführten Streik. Sie setzten gleichen Lohn für Arbeiterinnen durch. Es waren meist Frauen, die an den Postcode-Maschinen arbeiteten. 1981 setzten  sie in einem 42 Tage dauernden Streik bezahlten Mutterschutz durch. 2010 erarbeitete die CUPW das Programm „Die Zukunft der kanadischen Post“, um den Rückgang an Dienstleistungen aufzuhalten. Die Gewerkschaft geht von den gemeinsamen Interessen der Menschen, vor allem auf dem Land, aus.

Eine kämpferische Gewerkschaft wie die CUPW wird immer von zwei Seiten bekämpft: Von der Regierung und von „Kapitaltreuen“, die die Betriebe „rein“ halten wollen von kämpferischen Kollegen. Letzteres wird ausgefochten über innergewerkschaftliche Beschlüsse. Nach langen Auseinandersetzungen begann der nationale Gewerkschaftsvorstand gegenüber der Regierung einzuknicken. Ein Tarifvertrag, der inmitten der Preisanstiege zwei Prozent pro Jahr auf weitere zwei Jahre festgeschrieben werden sollte, wurde von lokalen Gewerkschaftern diskutiert – und dann in einer „Nein-Kampagne“ abgelehnt.

(Anne Rieger ist Mitglied im erweiterten Bundesvorstand des GLB)

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